Generation Y befeuert neue Businessmodelle
Status quo Mobilität 2014
Bei den deutschen Autobauern brummt’s. Besonders bei den Premiummarken wie Audi, BMW und Mercedes. Ein Rekordjahr jagt das nächste. Aber wie lange noch? Eine Flut neuer Modelle kommt in immer kürzeren Abständen auf den Markt und nach einer Ernüchterung über Absatzpotenziale von alternativ angetriebenen Fahrzeugen, besonders der Elektromobilität, widmen sich die Premiumanbieter wieder ihrem angestammten Businessmodell, nämlich hoch emotionale Hightech-Fahrzeuge zu Premiumpreisen als Statement für einen Lebensstil und Status zu produzieren. Während in Europa das Geschäft stagniert, legen deutsche Premiummarken vor allem in den BRICS-Staaten zu und kompensieren damit den europäischen Rückgang. Doch fängt China zu husten an, bekommt die deutsche Automobilindustrie nicht nur Schnupfen, sondern Grippe. Wie lange geht das gut? Wie lange werden die BRICS-Staaten die Mobilisierungswünsche zu Lasten der Umweltverschmutzung und der Bedrohung der Gesundheit, vor allem in den Megacitys tolerieren können? Neben diesen Effekten, vermute ich, wird die Generation Y auch in den BRICS-Staaten einen Wertewandel vollziehen, wenn auch mit etwas Zeitverzug gegenüber den Europäern.
Vision Mobilität 2015
Was ändert sich für Audi, BMW, Mercedes & Co? Das Businessmodell deutscher Premiummarken von heute wird sich deutlich wandeln. Das Klientel der LOHAS und der Generation Y hat ein neues Werteverständnis. Sie will Mobilität, aber kein eigenes Auto. Im Gegenteil, ein eigenes Auto würde sie in Ihrem Bedürfnis nach Vielfalt der Möglichkeiten begrenzen, geradezu einschränken. Also wird in Zukunft kein Auto, sondern Mobilität gekauft. Da sie immer mehr als Projekt-Mitarbeiter auf Zeit in Unternehmen arbeiten, um die Potenziale Ihrer Entwicklung möglichst breit anzulegen und auch zu verwirklichen, gibt es keinen Unterschied mehr zwischen geschäftlicher und privater Mobilität. Es gibt einen absehbaren Mobilitätsbedarf für ein Jahr, aber kaum darüber hinaus, da sich das Leben ständig im Wandel befindet. Ein Großteil der Kunden sind jetzt Singles, leben in Lebenspartnerschaften und Patchwork-Familien. Deren Mobilitätsbedürfnisse erstrecken sich räumlich auf Deutschland, Europa oder weltweit und darüber hinaus auf spezielle Fun-, Budget- und Green-Bedürfnisse. Da Mobilität jetzt integral ist, macht es keinen Sinn mehr, Autos zu verkaufen, auch gefahrene Kilometer machen keinen Sinn mehr – es werden Mobilitätsstundenpakete verkauft. Denn wir brauchen Mobilität nur für eine definierte Zeit, zum Beispiel die Fahrt zum Skiort, in den Urlaub, zur Arbeit, zum Kunden, zum Einkaufen usw.
Da wir vernetzt leben, werden auch die Mobilitätsangebote vernetzt – zwischen öffentlichem Nah- und Fernverkehr, Automobil-, Flug- und Radverkehr. Innenstädte sind überwiegend gesperrt für den automobilen Verkehr und Autobahnen werden in ihrem Durchsatz optimiert, indem Automobile per GPS Autopilot mit konstanter Geschwindigkeit computergesteuert durchgeschleust und abgerechnet werden. Facebook, Google und Appleliegen im Wettstreit um die Mobilitätsdaten, geben sie doch Aufschluss über Lebensstile und Konsumverhalten. Es entstehen neue integrierte Mobilitätsanbieter, die adäquate Pakete schnüren für B2C- und B2B-Kunden. Gleichzeitig sind sie aber auch noch „Big Data Mining Zentren“, die diese Daten auswerten und für Businessanwendungen an B2B-Kunden verkaufen. Counterparts sind strategische Allianzen und Joint Ventures klassischer Anbieter von Automobilen, Motorräder, E-Fahrräder, Autovermieter und Mobilfunkanbieter. Der Wettbewerb der smarten Mobilitätspakete und Tarife entsteht und somit das Know-how, daraus margenträchtige Businessmodelle zu entwickeln.
[i] Grimm, F. und Kunze, A. (2011): Meins ist Deins 3.0 in enorm Magazin, Ausgabe 2/2011, S. 19 [ii] Eismann, K., Schmitt, M., Rohn, H. und Baedeker, C. (2012): Nutzen statt Besitzen, Auf dem Weg zu einer ressourcenschonenden Konsumkultur, Heinrich-Böll-Stiftung, Schriftenreihe zur Ökologie, Band 27, Berlin, 2012, S.12
Auszug aus dem Buch CHANGE LEADER inside
Ihr Stefan Götz